E-Mails von Eran

Ungefähr zweimal im Monat bekomme ich Post von Eran. Ich habe mich mit Eran noch nie unterhalten, und weiß auch nicht, wie er aussieht. Trotzdem schickt er mir alle 14 Tage Mails, in denen er sich ein bisschen so anhört, wie sich meine Mutter angehört hat, als ich noch jünger war. Angefangen hat alles kurz nach meiner Ankunft in Jerusalem. Eran empfahl „angemessene Kleidung“, den Einkauf von Nahrungsmitteln für mehrere Tage im Voraus und, ganz wichtig, den regelmäßigen Blick auf mein Handydisplay. Was war passiert? In Jerusalem wurde…

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Tomaten aus Gaza

Als vor wenigen Wochen einer der Händler auf dem Jerusalemer Shuk „Tomaten, frisch aus Gaza!“ anbot, zweifelte ich im erste Moment an meinen Hebräischkenntnissen: Tomaten, aus Gaza? Der Verkäufer nickte und strahlte mich an. Verwundert drehte ich mich zu Yosi, mit dem ich über den Markt lief: Gibt es in Gaza nicht natürliche sowie politisch provozierte Probleme mit der Wasserversorgung, von Israel erlassene

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Blätterteigschiffchen mit gegrillter Aubergine und Granatapfelkernen

Wenn vor mir so viel Arbeit liegt, dass ich nichtmal weiß, wo ich anfangen soll, lenke ich mich meistens mit dem Ausprobieren von neuen Gerichten ab. Ich nenne das „Prokrastinationskochen“. Die Logik? Essen muss ich ja sowieso! In den letzten zehn Tagen hätte ich problemlos ein Restaurant in unserer Wohnung eröffnen können: Eine Deadline für ein Exposé meiner Forschungsarbeit, eine Midterm-Klausur in meinem Hebräisch-Sprachkurs und eine unfertige Hausarbeit auf dem Schreibtisch. Eindeutiger hätten die Vorzeichen im Kalender nicht sein können: Es war Zeit zum Testen von neuen Rezepten.…

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Far together

Die meisten Menschen, mit denen ich während meines Studiums, im Praktikum oder beim Arbeiten Freundschaften geschlossen habe, sind das, was meine Omi „Rumtreiber“ nennen würde. Ihr WG-Zimmer ist häufiger untervermietet als dass sie dort wohnen, sie verbringen mehr Zeit auf den Websites von Flugsuchmaschinen als auf Facebook und sie halten den Übergang von „sesshaft“ zu „bettlägerig“ für fließend. Wenn ich ihnen einen Termin zum Skypen vorschlagen will, werfe ich vorher einen Blick auf die Zeitverschiebungstabelle über meinem Schreibtisch. Ich lebe nicht in einer Fernbeziehung, ich lebe in vielen.…

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Ein Liebesgeständnis

Spätestens seit meinem Praktikum im Château d’Orion in Südwestfrankreich sind Märkte für mich Sehnsuchts- und Wohlfühlorte. Im Gegensatz zur künstlichen Ordnung von Geschäften sind sie von Natur aus chaotisch und unstrukturiert, und vermitteln das ebenso schöne wie trügerische Gefühl von Regionalität, Tradition und dörflicher Verbundenheit. Zwischen dem Duft der Tee- und Gewürzstände, dem Anblick bunter Berge aus Obst und Gemüse und dem Klang der beständig-betriebsamen Geschäftigkeit der Händler entfaltet sich für mich die schönste Reizüberflutung seit es Sinneserfahrungen gibt. Märkte vereinen eine faszinierende Mischung aus skurrilen Figuren und…

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Ein anderer Takt: Wandern in der Westbank

Eigentlich war es vorprogrammiert: Die Heilige Stadt macht mich wahnsinnig. Ständig funktioniert in Jerusalem etwas nicht so, wie es soll. Wenn nicht gerade die Busse wegen Shabat/Marathon/Tasche, die in die Luft gejagt werden muss, nicht regulär (sic!) fahren, ist die Stadt mal wieder von religiösen Pilgern verstopft. Oder es fallen vier Zentimeter Neuschnee, und meine Seminare fallen aus und alle Supermärkte schließen. Oder meine Mitbewohnerin kommt völlig aufgelöst nach Hause, weil sie von kleinen Kindern wegen ihrer „unangemessenen Kleidung“ mit Steinen beworfen wurde. Oder der halbe Supermarkt ist…

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