»Anna, darf ich mir wünschen, dass du für uns zum Abendessen kochst?«, fragte mich eine Freundin einige Tage vor ihrem Geburtstag vergangene Woche. Natürlich sagte ich zu – und nahm Bekahs Geburtstag insgeheim ein bisschen zum Anlass, meine auberginenskeptischen amerikanischen Freunde davon zu überzeugen, wie köstlich das Gemüse schmecken kann. Hier in Israel haben Auberginen gerade Saison, und auf dem Markt in Jerusalem türmen sich die lilafarbenen Früchte in hohen Bergen. Neben den länglichen Auberginen, die ich aus Deutschland kenne, bekommt man hier auch immer wieder große runde, die eher wie Bälle aussehen, und hin und wieder auch kleine Babyauberginen, die ich gerne mitnehme, wenn ich nur für mich koche.
In meinen Ehrgeiz spielte auch ein bisschen eine Küchenregel hinein, die ich während meines Praktikums im Château d’Orion gelernt hatte: Wenn jemand sagt, dass er etwas nicht mag, dann gehe ich erst einmal nicht davon aus, dass er die Zutat nicht mag, sondern nur, wie sie ihm bisher vorgesetzt wurde. Bei Auberginen hatte ich diese Erfahrung selbst gemacht, und inzwischen vergeht keine Woche, in der ich sie nicht zu Beilagen, Hauptgerichten oder Brotaufstrich verarbeite. Tatsächlich gibt es wahrscheinlich kein Gemüse, dass ich so oft so ungenießbar zubereitet zu mir genommen habe, wie Auberginen – und das gleichzeitig einen so fantastischen Geschmack hat, wenn es richtig zubereitet wird. Dabei reicht schon ein kleiner Trick, um das Schlimmste – eine bittere, matschige Pampe auf dem Teller – zu vermeiden: Auberginen haben Bitterstoffe, die beim Kochen erst richtig zur Geltung kommen. Salzt man die aufgeschnittene Frucht eine Stunde vor der Zubereitung ausgiebig und wäscht dann vor dem Kochen das dabei austretende Wasser ab, entfernt man nicht nur die Bitterstoffe, die Frucht bleibt beim Kochen auch knackig und wird nicht so schnell labbrig-braun.
Mein Lieblingsrezept sind in den lezten Monaten Auberginen aus dem Ofen geworden: Sie eigenen sich wunderbar als Beilage zu Fisch, werden mit Reis aber auch zum gesunden Hauptgericht – und die Reste lassen sich, mit Olivenöl und getrockneten Tomaten vermischt, zu Auberginenkaviar, einem leckeren Brotaufstrich oder Dip, verarbeiten. Für Bekahs Geburtstag entschied ich mich – mit Ausblick auf das Baklava, das sie zum Desert mitbrachte – für die weniger üppige Variante ohne Fisch, mit Safran-Gemüsereis als Beilage.
Zutaten (für vier Personen):
Für die Auberginen:
4 große Auberginen
4 – 8 Knoblauchzehen
4 Esslöffel Olivenöl
Thymian
Salz
scharfes Paprikapulver, oder ein anderes (fruchtiges) Chilli-Gewürz
frische Petersilie
Für den Gemüsereis:
2 Tassen Reis
2 kleine Paprika
2 Möhren
1/2 Bund Frühlingszwiebeln
1 Esslöffel Olivenöl
Weißwein
Safran
Salz
Pfeffer
Die Aubergine eine Stunde vor der Zubereitung der Länge nach halbieren und ins Fruchtfleisch ein tiefes Gittermuster einritzen. Ausgiebig salzen und zur Seite stellen. Beim Warten die Knoblauchzehen in dünne Scheiben schneiden und das Gemüse für den Reis in kleine Würfel hacken. Frühlingszwiebel in Ringe schneiden, die Petersilie rupfen und zerkleinern.
Den Ofen auf 200° Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Aubergine abwaschen, und nach Belieben Knoblauchscheiben ins Gittermuster stecken. Mit Salz, Thymian und dem Paprikapulver würzen und mit Olivenöl beträufeln. Auf ein Backblech legen und für circa 20 Minuten im Ofen braten lassen.
Die Frühlingszwiebel in einem Topf im Olivenöl kurz anbraten. Reis hinzugeben, glasig werden lassen und mit einem Schuss Wein ablöschen. Wasser und etwas Salz hinzuschütten, kurz aufkochen lassen, abdecken und je nach Garzeit 15 – 20 Minuten bei niedriger Flamme kochen lassen. Nach der Hälfte der Garzeit Möhren, Paprika und Safran hinzugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Auf einem Teller anrichten und die Aubergine vor dem Servieren mit der kleingehackten Petersilie bestreuen. Guten Appetit!