Medeaphantasie

 

Medeaphantasie
nach Euripides

Akademietheater im Prinzregententheater, München
Première: 13. Dezember 2017

Regie: Demjan Duran
Dramaturgie: Anna Staab
Bühne & Kostüm: Markus Zäch
Video: Tamino Wildner
Musik: Giovanni Berg
Regieassistenz: Annabel Targownik

Es spielen: Kjell Brutscheidt, Sofie Gross, Pål Fredrik Kvale, Ricarda Seifried, Daniel Wittmann

 

 

Medeas Geschichte ist so kurz wie grausam: Ihr Mann Jason, für den sie ihr Vaterland verraten hat, hat sie für eine andere Frau verlassen. Nun droht ihr und ihren Söhnen Verbannung. Haltlos verzweifelt und dennoch eiskalt berechnend schmiedet sie einen Racheplan, an dessen Ende sie nicht nur die neue Frau Jasons und deren Vater, sondern auch ihre eigenen Söhne ermorden wird. In ihrer Radikalität und Klugheit ist Medea nicht nur zum Symbol für die Lust an Mord und Massaker, sondern auch für die Faszination, die von Gewalt und Gesetzesbruch ausgehen kann, geworden.

Dabei war sie schon bei Euripides eine Männerphantasie: Ein männlicher Autor schrieb sie für männliche Schauspieler und ein größtenteils männliches Theaterpublikum. Aus dem Urmythos, in dem Medea mit ansehen muss, wie ihre Kinder vom korinthischen Volk mit Jasons Einverständnis gesteinigt werden, machte Euripides die Geschichte der Kindsmörderin. Das Bild der gewalttätigen Fremden war in der noch so fragilen griechischen Zivilisation auch eine Selbstvergewisserung: Die Barbarei ist anderswo. Nicht in Griechenland, nicht im Mann. Medea selbst ist inszenatorisches Mittel, als Frau bleibt sie verborgen.

Viele Adaptionen und Neuerzählungen des Mythos später stellt Demjan Durans Inszenierung die Frage danach, wen oder was wir als Zuschauerïnnen sehen, wenn wir Medea auf der Bühne sehen. Eine starke Frau? Ein Opfer der Männer? Oder die Inszenierung einer Gesellschaft, die die Gewalt mit aller Gewalt in ihrem Außen zu verorten sucht?

 

 

Kommentare sind geschlossen